Auslegung und Rechtsanwendung
Überblick Link to heading
Zusammen mit der logischen Strukturierung juristischer Texte sind Auslegung und Subsumtion die bedeutendsten Werkzeuge der juristischen Arbeit. Wie bei der Analyse der logischen Struktur profitieren Auslegung und Subsumtion von einer rigorosen Behandlung durch formale Logik und Visualisierung.
Sobald die logische Struktur eines juristischen Problems auf der Makro-Ebene (Tatbestandsmerkmale und Rechtsfolge) klar ist, stellt sich die Frage wie das Recht auf einen konkreten Lebenssachverhalt angewendet werden kann. Gab es eine körperliche Misshandlung? War sie kausal? Und auch objektiv zurechenbar?
Auf der Mikro-Ebene
Auslegung ist ein Akt der Klassifikation
Kommuikation schwierig und mehrdeutig
Aristotle Link to heading
If you wish to become a logician, there is one piece of advice which I cannot urge too strongly, and that is: Do NOT learn the traditional formal logic. In Aristotle’s day it was a creditable effort, but so was the Ptolemaic astronomy. To teach either in the present day is a ridiculous piece of antiquarianism.\footcite[38]{Russell1968a}
Der Justizsyllogismus, oder: die Anwendung des Rechts auf einen Fall Link to heading
Gutachtenstil
- Obersatz
- Definition
- Untersatz
- Schlussfolgerung
Einführendes Beispiel Link to heading
Zur Einführung ein kurzer Dialog, der sich tagtäglich wohl so an vielen deutschen Universitäten abspielt. Unsere Protagonisten sind Alice und Bob, ihres Zeichens Student:innen, die zur Mittagszeit Hunger verspüren, aber von den Büchern nicht lassen können:
Alice bittet Bob in diesem Beispiel darum, ihr einen Falafel mitzubringen. Erfahrene Imbiss-Besucher:innen wissen aber, dass es nie so einfach ist. Sobald die Fragen “mit allem?” und “scharf?” aufkommen wird es real.
Bestellung Falafel. Zwiebeln? Tomaten? Kopfsalat? Joghurt und/oder Cocktail-Sauce? Fladenbrot oder pita?
Gesten Trier
Subsumtion ist ein Entscheidungsproblem: TRUE/FALSE Subsumtiom ist ein KAtegorisierunsakt
Auslegung definiert Konzepte, erstellt Relationen und bereitet entscheidung vor
Das juristisch-hermeneutische Chaos Link to heading
flowchart wo alles mit allem zusammenhängt
Betrieb einer Eisenbahn und Betriebsunternehmen im Sinne des Reichshaftpflichtgesetzes, Urteil vom 17. März 1879, Aktenzeichen I 23/80, RGZ 1, 247, 252
Ein Unternehmen, gerichtet auf wiederholte Fortbewegung von Personen oder Sachen über nicht ganz unbedeutende Raumstrecken auf metallener Grundlage, welche durch ihre Konsistenz, Konstruktion und Glätte den Transport großer Gewichtmassen, beziehungsweise die Erzielung einer verhältnismäßig bedeutenden Schnelligkeit der Transportbewegung zu ermöglichen bestimmt ist, und durch diese Eigenart in Verbindung mit den außerdem zur Erzeugung der Transportbewegung benutzten Naturkräften (Dampf, Elektricität, thierischer oder menschlicher Muskelthätigkeit, bei geneigter Ebene der Bahn auch schon der eigenen Schwere der Transportgefäße und deren Ladung, u. s. w.) bei dem Betriebe des Unternehmens auf derselben eine verhältnismäßig gewaltige (je nach den Umständen nur in bezweckter Weise nützliche, oder auch Menschenleben vernichtende und die menschliche Gesundheit verletzende) Wirkung zu erzeugen fähig ist
https://de.wikipedia.org/wiki/Kanzleistil
Shannon-Weaver model of communication
https://en.wikipedia.org/wiki/Communication
Empfängerhorizont Wirklicher Wille
Kommunikationskanäle
- Mündlich
- Schriftlich
- Gesten
Vertiefung: Entity Relationship Diagramme (ERD)
Dieser Typ Diagramm wird als “Entity Relationship Diagramme” (ERD) bezeichnet. ERD stammen aus der Universal Modeling Language (UML) und sind eine ausdrucksstarke Formensprache um Konzepte und ihre Beziehungen zu modellieren. Typischerweise trifft man diese Diagramme bei der Erstellung und Bearbeitung von Datenbankstrukturen in der Informatik an. Die sehr allgemeine Formensprache der ERD kann aber auch für viele andere Zwecke eingesetzt werden in denen die Arbeit mit Konzepen relevant ist, unter anderem in der Rechtswissenschaft.
Jeder Kasten in einem ERD ist ein Konzept, die oberste Zeile ist der Name. Danach folgen Attribute des Konzepts. Die drei Spalten enthalten Datentyp, Name des Attributs und einen Kommentar. Der Kommentar ist in diesem Diagramm ein konkreter Wert, könnte aber in einem anderen Kontext auch nur als Beispiel verstanden werden.
Der auf die Linie gelegte Name bezeichnet die Art der Relation. Die Enden der Linie zeigen die Kardinalität an, d.h. wieviele Instanzen einer Entität mit wie vielen Instanzen einer anderen Entität verbunden sein können. Mermaid benutzt die “Crow’s Foot”-Notation. Das innere Symbol gibt das Minimum an, das äußere Symbol das Maximum. Ein Punkt bedeutet “null”, ein paralleller Strich bedeutet “eins”, drei gebogene Striche bedeuten “unbegrenzt”. So würde ein Punkt innen und drei gebogene Striche “null bis unbegrenzt” bedeuten.
Identität wird durch durchgehende Linien angezeigt, fehlende Identität durch gestrichelte Linien.
Die Datentypen sind hier klassische Typen aus der Informatik:
- “int”: Integer, also ganze Zahlen
- “string”: Eine beliebige Anzahl an Zeichen. Wird idR für Texte und kategorische Variablen verwendet.
- “float”: Float. Reelle Zahlen (?)
- “logical”: Logische Variable, also “TRUE” oder “FALSE”
Diagramme aus diesem Tutorial selbst erstellen
Sie Diagramme mit der Diagrammsprache “Mermaid” selbst erstellen und für Ihre Zwecke anpassen. Mit Mermaid Live können sie einfach und kostenlos im Browser ERD erstellen und abspeichern. Es gibt sogar Beispiel-Diagramme für den Schnellstart!
Die Dokumentation für die Diagramme aus diesem Tutorial finden Sie auf den Seiten des Mermaid-Projektes:
Vertiefung: Münchhausen-Trilemma
Jede Letztbegründung endet in einer von drei Arten: Annahme, Zirkelschluss oder unendlicher Regress.
Weil es keine ultimative Begründung geben kann Es ist bei der Modellierung von Konzepten daher wichtig zu wissen, wann man aufhört. Es ist in Ordnung bei einer Analyse ab einem gewissen Punkt einen gewissen Begriff als “deutlich genug” vorauszusetzen und an diesem Punkt aufzuhören. Man muss allerdings damit rechnen und hoffen, dass jemand anders genau an diesem Punkt weitermacht und den Finger in die Wunde all er unausgesprochenen und ignorierten Probleme legt.
Das Münchhausen-Trilemma geht auf Hans Albert (?) zurück.
Fortbewegungsmittel Link to heading
Auslegungsmethoden Link to heading
Die Auslegung menschlicher Äußerungen kann an verschiedenen Stellen ansetzen:
- Schriftliche Dokumente
- Mündliche Äußerungen
- Gesten
Als Gegenstand der Auslegung kann:
- Rechtsnormen (z.B. Verfassung, Gesetze, Verordnungen)
- Rechtsgeschäfte (z.B. Verträge, einseitige Willenserklärungen)
Die Auslegungsmethoden stehen in keinem strengen Hierarchieverhältnis zueinander, obwohl die Auslegung nach dem Wortlaut meistens doch als Beginn und Grenze der Auslegung verstanden wird.
In der heutigen Rechtswissenschaft und -praxis sind vier Auslegungsmethoden allgemein anerkannt:
- Wortlaut
- Zusammenhang
- Entstehungsgeschichte
- Sinn und Zweck
Diese gehen auf die vier “canones” der Auslegung des Friedrich Carl von Savigny zurück, die allerdings die heutige Auslegung nach dem Sinn und Zweck nicht enthielten, dafür aber die systematische Auslegung des in zwei Unterpunkte aufteilte.
Wortlaut Link to heading
Der Wortlaut menschlicher Willensäußerungen ist Grundlage und Grenze der juristischen Auslegung (“grammatische Auslegung”). Was wurde gesagt? Wie wurde es gesagt? Welche Worte oder Gesten wurden benutzt? Was wollte der Sender ausdrücken? Wie darf ein neutraler Empfänger diese verstehen?
Der Wortlaut ist immer Ausgangspunkt der Auslegung, aber je nach Auslegungsgegenstand und Kontext kann der Wortlaut eine unterschiedlich starke Bedeutung haben. Generell sind zwei Szenarien denkbar:
- Subjektive Auslegung (“Was war gewollt?”)
- Objektive Auslegung (“Was wurde erklärt?”)
Bei der subjektiven Auslegung wird der tatsächliche Wille des Äußernden erforscht und der Wortlaut ist nur ein loser Ausgangspunkt für die Bestimmung des subjektiv Gewollten. Bei der objektiven Auslegung wird der Blickwinkel eines neutralen Dritten eingenommen und der Wortlaut ist zusätzlich eine mehr oder weniger strenge Grenze der Auslegung. Zusätzliche Bedeutung hat der Zeitpunkt: es kann sowohl der Zeitpunkt der Erklärung, als auch der Zeitpunkt der Auslegung von Bedeutung sein.
Im Shannon-Weaver Modell1 der Kommunikation wird deutlich, wie eine Nachricht (bzw. Willensäußerung) des Senders erst mehrere Stationen durchlaufen muss und Störsignalen ausgesetzt ist, bis sie den Empfänger wirklich erreicht und von diesem verstanden werden kann.
Sowohl der subjektiven als auch der objektiven Auslegung sind aber gemein, dass sie eigentlich keine normativen Fragen sind, sondern empirische Forschungsgegenstände. Bei der subjektiven Auslegung ist der Forschungsgegenstand die Sprachnutzung des Senders, bei der objektiven Auslegung die Sprachnutzung in der Gesellschaft, bzw. bei fachlichen Äußerungen die Sprachnutzung in einem enger umgrenzten Verkehrskreis (z.B. medizinische Texte).
Zentral ist hierbei der objektive Empfängerhorizont (§ 157 BGB), eine Betrachtung der Nachricht aus dem Blick eines objektiven Dritten, der sich im relevanten Verkehrskreis auskennt.
Die Idee des objektiven Empfängerhorizonts weist das Risiko für Missverständnisse der Nachricht dem Sender einer Botschaft zu. Missverständnisse lassen sich allgemein als das Auseinanderfallen von tatsächlichem Willen des Senders und dem Inhalt der objektiv empfangenen Nachricht beschreiben. Der Sender kann durch klare Sprache und eine gute Wahl von Kommunikationskanälen die Gefahr von ehrlichen Missverständnissen deutlich reduzieren. Die Möglichkeiten des Empfängers zur Erforschung des eigentlichen Willens des Senders sind aber begrenzt und — falls vorhanden — meist teuer oder zeitaufwändig.
Der Sender ist ist hier aber nicht schutzlos gestellt. So stehen ihm im deutschen Recht verschiedene Möglichkeiten der Anfechtung zur Verfügung. Die Anfechtung ist ein Gestaltungsrecht, welches dem Sender im Nachhinein erlaubt die eigene Willenserklärung nichtig werden zu lassen. Im Gegenzug muss er dem Empfänger aber den Vertrauensschaden ersetzen, d.h. die finanziellen Einbußen, die dieser im Vertrauen auf die Richtigkeit der Erklärung erlitten hat. Anfechtungen sind aus folgenden Gründen möglich:
- Inhaltsirrtum: Auseinanderfallen von Gesagtem und Gewolltem (§ 119 Abs. 1 Alt. 1 BGB)
- Erklärungsirrtum: Vertippen, Verschreiben, Versprechen (§ 119 Abs. 1 Alt. 2 BGB)
- Eigenschaftsirrtum: Irrtum über eine verkehrswesentliche Eigenschaft der Sache oder Person, z.B. Kreditwürdigkeit (§ 119 Abs. 2 BGB)
- Unrichtige Übermittlung (§ 120 BGB)
Wie lässt sich aber dieser objektive Empfängerhorizont bestimmen?
-
Ausleung ist empirisch
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link to KWIC and co-occurrence analysis
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Grundelage un d grenze der Auslegung
Systematische Auslegung Link to heading
Historisch-Genetische Auslegung Link to heading
Teleologische Auslegung Link to heading
Rechtsfortbildung Link to heading
Analogie Link to heading
Analogie ist die Erweiterung der Anwendbarkeit einer Rechtsnorm über den Wortlaut hinaus, aber im Rahmen des Sinn und Zweckes des Gesetzgebers. Im vertraglichen Kontext ist das Prinzip dasselbe, aber es wird von der “ergänzenden Vertragsauslegung” gesprochen, die den vertraglichen Wortlaut überschreitet um dem Willen der Parteien gerecht zu werden.
Die Analogie hat zwei Voraussetzungen:
- Planwidrige Regelungslücke
- Ähnliche Interessenlage
Im auszulegenden Text findet sich demnach eine Regelungslücke, die aber dem Plan des Gesetzgebers bzw. der Vertragsparteien widerspricht. Mutmaßlich wäre eine Regelung getroffen worden, wenn die Lücke erkannt worden wäre. Erfasst darüber hinaus die Interessenlage bzw. der Sinn und Zweck den analogen Fall, so lässt sich die Rechtsnorm bzw. die Vertragsklausel auf den weiteren Fall erstrecken.
Im Strafrecht ist die Analogie strafbegründender und strafschärfender Normen nach Art. 103 Abs. 2 GG verfassungsrechtlich ausgeschlossen.
Teleologische Reduktion Link to heading
Die teleologische Reduktion ist der Kontrapunkt der Analogie. Sie schränkt den klaren Wortlaut einer Rechtsnorm unter Verweis auf deren Sinn und Zweck ein.
cite Hart
problems of the penumbra
Hunded als Fortbewegungmisttel?
auslegung als politischer akt
“interpretation in field of violence or something”
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Hinweis auf Gewaltmonopol
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Hinweus aus Gewaltenteilung
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Auslegung ist nie neutral
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weder ttoaler relativismsus, noch totale klarheit (fundamentalismus)
Vertiefung: Referenzklassenproblem
- Referenzklassenproblem in statistkk und hier: welche klasse ist die relevante?
-
Shannon, C. E. (1948). A mathematical theory of communication. The Bell system technical journal, 27(3), 379-423. ↩︎