Workshop des UN-Menschenrechtsrates zu kulturellen Menschenrechten Link to heading

Am 1. Dezember 2023 organisierte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) einen eintägigen Intersessional Workshop on Cultural Rights and the Protection of Cultural Heritage, wie vom UN-Menschenrechtsrat (UNHRC) zuvor in Resolution 49/7 beschlossen.

UNHRC und OHCHR organisieren regelmäßig Workshops, um bestimmte Menschenrechtsfragen besser zu verstehen und Fragen des Völkerrechts zu diskutieren. Dieser Workshop war der dritte Workshop zu kutlturellen Menschenrechten und dem Schutz des kulturellen Erbes. Der erste Workshop fand 2017 statt, der zweite Workshop im Jahr 2021.

Ich möchte mich ganz herzlich bei den Vereinten Nationen für die freundliche Einladung und die Gelegenheit zur mündlichen Intervention bedanken, sowie für die erheblichen Anstrengungen bei der Organisation der Veranstaltung. Das hybride Format war gut durchgeführt und im Workshop kam eine spannende und diverse Mischung von Teilnehmer:innen aus der ganzen Welt zu Wort.

Eröffnungsrede der UN-Sonderberichterstatterin Xanthaki Link to heading

In ihrer Eröffnungsrede sprach die UN-Sonderberichterstatterin im Bereich der kulturellen Menschenrechte, Professor Dr. Alexandra Xanthaki, einige wichtige Punkte an, die besondere Aufmerksamkeit verdienen. Unter anderem:

  • Die internationale Gemeinschaft fokussiert sich zu oft auf das kulturelle Erbe als solches, statt auf Einzelpersonen, Gemeinschaften und ihr Menschenrecht auf kulturelle Teilhabe
  • Was meinen wir mit “kulturellem Erbe”? Viele Staaten fokussieren sich auf das materielle Kulturerbe und schieben immaterielles (lebendiges) Erbe und natürliches Erbe beiseite; wenn es entsprechende Initiativen gibt, werden sie oft nicht als solche bezeichnet
  • Kulturelle Menschenrechte sind für Menschen gedacht, nicht für Staaten
  • Kulturelle Menschenrechte stehen allen Einwohner:innen zu, nicht nur Bürger:innen
  • Wer repräsentiert das Kulturerbe? Selbst unter Minderheiten, indigenen Völkern und nicht-staatlichen Gemeinschaften versuchen die lauteren Stimmen den Diskurs zu dominieren; wir brauchen ein effektives Teilhaberecht für alle Stimmen
  • Frauen werden oft als “Pflegerinnen der Kultur “bezeichnet, werden aber beiseite geschoben wenn es darum geht, Kulturerbe zu definieren und zu verwalten
  • Die Folklorisierung indigener Völker und Minderheiten ist ein Problem; insbesondere, was sind die Effekte von Tourismus auf deren Kulturen?
  • Die Weltbank, der International Monetary Fund (IMF), das UN Development Program (UNDP) und die World Intellectual Property Organization (WIPO) haben noch nicht einmal begonnen über kulturelle Menschenrechte zu sprechen
  • Der Wiedergutmachung für Verletzung kultureller Menschenrechte wurde bisher noch kaum Aufmerksamkeit geschenkt

Rede des Leiters der Kulturellen Mission von Timbuktu (Mali) Link to heading

Die gesamte Veranstaltung war sehenswert, aber bei dieser Gelegenheit möchte ich noch besonders auf die Rede von Mr. El-Boukhari Ben Essayouti, dem Leiter der Kulturellen Mission von Timbuktu (Mali), hinweisen.

Mr. Ben Essayouti hat aus erster Hand über die Zeit berichtet, als Timbuktu von Islamisten besetzt war und viele Kulturstätten zerstört wurden — später Gegenstand des völkerstrafrechtlichen Verfahrens gegen Ahmed Al Faqi Al Mahdi vor dem internationalen Strafgerichtshof (ICC). Im Jahr 2016 wurde Al Mahdi verurteilt, weil er an Angriffen gegen neun Mausoleen und eine Moschee während der Besatzung von Timbuktu im Jahr 2012 beteiligt war.

Ich denke, die Erfahrungen von Mr. Ben Essayouti sollte man sich direkt anhören. Ich werde den Link zur Aufnahme posten, sobald sie verfügbar ist. Seine schriftliche Stellungnahme ist bereits online.

Meine Rede während des Workshops Link to heading

Später, während der Diskussion zu Panel II, erteilte mir der Vorsitzende freundlicherweise das Wort und ich habe als Vertreter der NGO RASHID International eine kurze Rede gehalten. RASHID International ist eine internationale NGO in Sonderkonsultativstatus bei den Vereinten Nationen seit dem Jahr 2019. Es ging dabei besonders um zwei Punkte, die die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft verdienen:

Diese kurze Rede basiert auf jahrelanger und intensiver Arbeit der internationalen non-profit Organisation RASHID International im Bereich des Kulturerbes und der kulturellen Menschenrechte. Die volle Rede ist unten wiedergegeben.


PANEL II: Cultural Heritage in Crisis and Work of Cultural Rights Defenders (15.00–17.00 CET)

Distinguished Delegates, Ladies and Gentlemen,

my name is Seán Fobbe and I serve as the Chief Legal Officer of RASHID International, an international non-profit organization dedicated to protecting the cultural heritage of Iraq. We have been in consultative status with the Economic and Social Council of the United Nations since 2019.

A core recommendation to protect cultural heritage during crisis is the advance preparation of inventories. We urge all actors to think beyond standard procedures such as written descriptions, drawings and photographs by also considering more advanced technology. Our own work in Iraq, led by Professor Roger Matthews, has focused on applying invisible chemical tracer liquids with encoded signatures to inorganic artefacts, such as stone, metal, glass and clay. This security technology was applied to more than half a million artefacts in five Iraqi museums, permanently protecting them from theft as it clearly documents provenance and allows recovery and prosecution decades down the line. Furthermore, it is impervious to forgery of provenance, as well as loss of records at the relevant site.

Legal measures are another important part of the mosaic of international heritage protection. We are concerned that the List of Cultural Property under Enhanced Protection remains almost unused. The List was created under the 1999 Second Protocol to the 1954 Hague Convention in order to protect heritage of the greatest importance for humanity. It currently lists only 18 sites under full Enhanced Protection and 20 sites under provisional Enhanced Protection. Compare this to the approximately 1,200 sites on the World Heritage List. We urge the international community to not let this instrument fall by the wayside and to ensure that more sites are given Enhanced Protection.

Thank you.